Kinderwanderfahrt Bericht 2016

Die diesjährige Kinderwanderfahrt für die jüngeren Billunger fiel zwar etwas kurz, aber nur mit einem, dafür sehr heftigen Sonnenbrand aus. Zugegebenermaßen war dies auch meine erste selbstorganisierte Wanderfahrt, die dann im sowieso schon vollen Sommerprogramm etwas nebenbei lief und dann auch noch Rudern gegen Krebs in die vollen ging. Dadurch gestaltete es sich schwierig sowohl Betreuer, als auch Teilnehmer für diese Fahrt zu gewinnen. Die Wanderfahrt musste aber stattfinden, ganz egal wie klein, denn sie feierte dieses Jahr ihr fünfjähriges Jubiläum. 2011 gab es sie erstmals auf der heimischen Aller an insgesamt zwei Tagen. Mit einer zehnköpfigen Truppe starteten wir unsere Wanderfahrt auf der wunderschönen Weser in Bodenwerder. Von dort aus ging es über Hameln und Rinteln bis nach Minden in Nordrhein-Westfahlen.


In Bodenwerder wurden wir echt gastfreundlich aufgenommen. Frei nach dem Motto „Wer zuerst kommt malt zuerst“ waren wir diejenigen, die ihre Betten bereits am Nachmittag im großen Saal des Rudervereins aufbauen durften. Zeitgleich zu unserer Fahrt wurde der Ruderverein als Unterkunft von einer Paddelgruppe angesteuert, die dann aber draußen ihre Zelte aufschlagen mussten. Uns kam dies ganz recht, denn keiner hatte so richtig Lust ein Zelt aufzubauen und dann auch noch draußen zu schlafen. Also erst Betten aufbauen, dann Boote aufriggern und dann…? Max brachte den Bootsanhänger von Bodenwerder erst mal nach Minden, damit auch ich während der Fahrt Landdienst machen konnte. Auf dem Rückweg sammelte er noch Ole und Finn Jorit in Hameln ein, die zusammen mit dem Zug anreisten. Mit den anderen Kindern machte ich mich nachmittags zu Fuß auf den Weg zur nahelegenden Sommerrodelbahn. Von ganz oben konnte man über Bodenwerder schauen und auch die Weser sehen, was ein wirklich toller Anblick war. Schnell wie ein Flitzebogen peesten wir mehrmals die Bahn runter. Unten angekommen waren dann alle der Meinung es müsste was zu essen her. Da wir irgendwie noch Hackfleisch und Milch oder so brauchten, steuerten wir auf dem Rückweg noch einen Supermarkt an, was sich hinterher noch als Fehler herausstellte. Wir mussten wieder mal auf Vincent warten, der eigentlich immer lange für egal was braucht. Gefühlte Ewigkeiten später kamen wir in unserer Unterkunft an. Mittlerweile hatte es sich auch das Wetter ein bisschen anders überlegt und es nieselte. Kochen war im Bootshaus leider nicht möglich, sodass wir beschlossen mit unserem Gaskocher einfach draußen auf dem Hof zu kochen und auch dort zu essen. In beschaulicher Kulisse mit Blick auf die Weser konnten wir dann endlich essen. Um den Küchendienst kam während unserer Tour niemand herum. Täglich packte einfach jeder mit an und das klappte gar nicht mal so, naja, sagen wir mal gut. Auch die, die sich normalerweise im Trainingslager oder auf Regatten vor den unbeliebteren Aufgaben drückten, hatten bei Max und mir keine Chance um irgendetwas herumzukommen oder sich zu drücken. Gemeinsam war das Stichwort dieser Fahrt. Nach der Stärkung ging es wie auf Wanderfahrtstraditionen noch hoch hinaus. Wie und wo auch immer. Unser Tourguide Jonas war mal mit seiner Schulklasse in Bodenwerder auf Klassenfahrt und kannte sich in der Gegend ein bisschen aus. Dachten wir. An die damalige Jugendherberge konnte er sich noch erinnern. Von dort aus wollten wir zu einem Aussichtspunkt wandern, den wir jedoch nie erreichten. Der Weg ist das Ziel. An einer Wegkreuzung gab es zwei Richtungen zu zwei verschiedenen weit entfernten Zielen. Die Meinungen gingen auseinander: Da ist der Weg kürzer! Da geht’s aber zu steil bergauf! Lasst uns querfeldein gehen! Mit drei Schnick Schnack Schnuck Runden ohne Brunnen nahmen wir die kürzere Strecke, bei der sich herausstellte, dass wir erfolglos ewig brauchten und damit wieder umkehrten. Schließlich hatten wir einen Nörgeligen dabei, der Angst vor Zecken hatte und einen, der mitten in der Budnick keine nassen Füße bekommen wollte. Zurück an der Wegkreuzung entschieden wir uns noch für den anderen Weg und kamen dort irgendwo an einer Straße raus, die dann auch wieder zum Bootshaus führte. Unterm Strich hatten wir während dieser Wanderung sehr viel zu lachen und erzählen. Später am Abend zurück im Bootshaus schauten alle nochmal nach Zecken und gingen schlafen.
Hameln war dann ganz schön. Wir entschieden uns gegen einen Besuch in der Stadt, da das Bootshaus ohnehin etwas abseits lag und wir auch dort die Zeit rumkriegen konnten. Das Bootshaus und das umliegende Gelände sind ziemlich groß und laden zum Verweilen und auch zum klassischen Fußballspielen ein. Max und ich überlegten uns eine Spielekette für die Kinder, die zeigte, dass man auch mit wenig Mitteln und ohne elektronische Unterhaltungsmedien unendlichen Spaß haben kann. Ein eigener Schlafraum mit angrenzender Erdgeschossterasse gestaltete unseren dortigen Aufenthalt als unkompliziert und angenehm. Unser Gepäck konnte aus dem Bus quasi direkt in den Schlafraum rollen. Dadurch konnten wir uns Schleppereien und viel Arbeit sparen… Wo ist eigentlich unser Enterhaken? Tja, der war zuhause in Celle. Irgendwas bleibt immer liegen. Dies förderte jedoch enorm die Kreativität unserer Gruppe. Eine Idee nach der anderen kam hervor, jedoch die, die Hamelner zu fragen, ob wir einen leihen können, kam erst spät. Sie waren so nett und liehen uns für die einzige Schleuse dieser Wanderfahrt zwei ihrer Enterhaken, die der Landdienst nach dem Schleusen wieder zurück zum Hamelner Ruderverein brachte.
Das Bootshaus in Rinteln zu finden gestaltete sich sowohl mit den Booten als auch mit dem Bus nicht gerade einfach. Gefunden haben wir uns am Ende doch. Denn die Boote kamen zeitgleich mit einer netten und aufgeschlossenen Erwachsenengruppe aus Friedrichshafen am Bodensee, die ebenfalls eine Wanderfahrt auf der Weser machte, an. Mit dieser Gruppe schauten wir gemeinsam das EM Halbfinale zwischen Deutschland und Frankreich auf dem Campingplatz in Rinteln beim Public Viewing. Frustriert gingen dann alle schlafen, weil die Franzosen leider 0:2 gewonnen haben. Vincent, Schulli und Paul wollten wenigstens einmal auf der Wanderfahrt im Zelt schlafen, bauten deshalb am letzten Abend ihr Zelt auf dem Bootshausgelände auf. Die anderen sieben machten sich in einer der Bootshallen breit.


Es war wie immer ein schöner Morgen, als wir unsere Boote zum Wasser brachten. Wie jeden Tag handelte es sich um einen Gig-Vierer, sowie einen Gig-Zweier. Kurz nach dem Ablegen begann auch schon der Fahnenklau. Für die Leute, die es noch nicht kennen: Fahnenklau ist im Prinzip ganz einfach. Man muss einfach nur die Fahne, die im Heck des Gigbootes befestigt ist, klauen, sie in sein eigenes Boot legen und dann vor Wiederklau verteidigen. Da hatte der Vierer gegenüber dem Zweier ja eigentlich schon gewonnen, weil sie mehr Leute hatten und damit auch schneller. Die Viererbesatzung versuchte sich in einem Angriff auf den Zweier, um die Fahne zu bekommen. Fahnenklau ist vor allem durch „Wasserkämpfe“ gekennzeichnet, sowohl im Wasser, als auch mit mehreren Wasserpistolen. So sprangen also gleich drei Leute aus dem Vierer. Phil und Ole saßen noch drin, um das Boot im Gleichgewicht zu halten und zu steuern. Diese Unterbesatzung nutzte Max gnadenlos aus, sprang aus dem Zweier, klaute die Fahne aus dem Vierer, aber das reichte unserem Betreuer anscheinend nicht. Er setzte sich auf den freien Ruderplatz und wendete das komplette Boot um 180Grad, sodass Phil und Ole am Ende des Wendemanövers in die falsche Richtung guckten. Max sprang aus dem Vierer, schwamm laut jubelnd und lachend zurück zu seinem Boot. Die erfolglosen drei Schwimmer mussten erst mal wieder aufgegabelt werden, jedoch war der Zweier über alle Berge und musste wieder eingeholt werden. Lediglich eine Fahne konnte nach etlichen fehlgeschlagenen Versuchen zurückgeholt werden. Am Ende des Tages stand es unentschieden. Während dieser Schlachten, hatte ich mit Vincent Landdienst. Wir mussten nur was einkaufen, Pfandflaschen wegbringen und Müll entsorgen. Das ging schnell und problemlos, sodass noch ein bisschen Zeit für einen Zwischenstopp in Porta Westfalica blieb. Mit dem Bus fuhren wir laut mitsingend, aber auch mal tiefgründig diskutierend ein Stück zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Den restlichen Wanderweg liefen wir und es zahlte sich aus. Alles in allem war es ein entspannter Landdienst mit vielen schönen Momenten und Gesprächen.


Alles in allem finden sich immer wieder Kinder und Betreuer, die sich gegenseitig motivieren eine solche Wanderfahrt zu machen. Deshalb wird auch bald schon eine Kinderwanderfahrt für die nächsten Sommerferien geplant.

Geschrieben von Saskia Stolzmann